Bezirke im Vergleich : Berlins Radwegenetz wird zum Stadtrand hin dünner

Drei Viertel der Straßen in den Außenbezirken haben keinen Radweg, ergeben Zahlen aus der Verkehrsverwaltung. Dabei zählen teils sogar Busspuren und Gehwege.

Bis zum Horizont und weiter? In den Außenbezirken gibt es weniger Infrastruktur für Radfahrer als in der City.
Bis zum Horizont und weiter? In den Außenbezirken gibt es weniger Infrastruktur für Radfahrer als in der City.Foto: Ottmar Winter/PNN

In der Berliner Innenstadt haben deutlich mehr Straßen einen irgendwie gearteten Radweg als in den weiter außen gelegenen Kiezen: Dort haben 4205 von 5649 Straßenkilometern keinen Radweg, was einem Anteil von 74 Prozent entspricht. In der City fehlen Radwege an 579 von 976 Straßenkilometern, also an 59 Prozent des Straßennetzes.

Diese und viele weitere Zahlen ergeben sich aus der Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine weitere Anfrage des SPD-Abgeordneten Sven Kohlmeier, der seit Wochen massenhaft Daten beim Senat abfragt.

In der aktuellen Anfrage geht es um Netzlängen, Höchstgeschwindigkeiten und Unfallgeschehen an Straßen mit und ohne Radwege. Kohlmeier, nach dessen Ansicht der Senat die Außenbezirke systematisch vernachlässigt, kommentiert die Auskunft so: „Spannende Zahlen: Nur 15 Prozent des Berliner Straßennetzes sind in der City, aber darüber reden alle. Und nur ein Drittel hat einen Radweg.“

Die 15 Prozent Straßenanteil in der City – definiert als Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings – relativieren sich jedoch angesichts der Tatsache, dass dieses Gebiet auch nur etwa 88 Quadratkilometer umfasst, also knapp zehn Prozent des Berliner Stadtgebietes – allerdings das am dichtesten besiedelte.

Wie viele Straßen mit irgendwie gearteten Radwegen nachzurüsten wären, ließe sich laut Verkehrsverwaltung nur durch eine Einzelfallbetrachtung ermitteln. Als Faustregeln nennt die Behörde die Vorgaben des Mobilitätsgesetzes: „Auf oder an allen Hauptverkehrsstraßen sollen Radverkehrsanlagen mit erschütterungsarmem, gut befahrbarem Belag in sicherem Abstand zu parkenden Kraftfahrzeugen und ausreichender Breite eingerichtet werden“, heißt es darin. Und: „Eine Ausweisung von Nebenstraßen im Radverkehrsnetz als Fahrradstraßen wird angestrebt.“

Tempo-30-Zonen und benutzungspflichtige Radwege, die mit blauem Schild gekennzeichnet sind, schließen sich laut Straßenverkehrsordnung gegenseitig aus.

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Was beim Senat als Radweg zählt, ist höchst divers: Zu 1434 Kilometern klassischer (Hochbord-)Radwege kommen 933 Kilometer kombinierte Geh- und Radwege, 180 Kilometer freigegebene Busspuren und 111 Kilometer Gehweg mit dem Zusatzschild „Radfahrer frei“. Die beiden letzten Kombinationen erweisen sich seit Langem als besonders konfliktträchtig.

Auf Fahrbahnen markiert sind inzwischen 205 Kilometer Radfahr- und 419 Kilometer Schutzstreifen. Baulich vom übrigen Verkehr getrennte Radwege gibt es auf 241 Kilometern. Angaben zum baulichen Zustand des Netzes hat Kohlmeier nicht abgefragt.

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